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Die Angst besiegen

Die Angst besiegen

 

Die Familie, der Beruf, die Zukunftspläne, die Träume, die Wünsche, die Erwartungen, die Angst, die Scham, die Enttäuschung, die Traurigkeit, der Groll, Druck, Druck und abermals Druck. Allzu oft fällt es uns Menschen schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind, dass wir nicht immer Bestleistungen bringen können. Der Haken an der Sache ist, dass negative Erfahrungen uns viel schneller, intensiver und leichter prägen können als positive. Um mal ein praktisches Beispiel zu geben: Wir brauchen uns die Finger nur einmal kurz verbrennen und wir wissen für immer, dass Feuer weh tut…. aber was war das denn nochmal für ein superleckeres Gericht, das wir letztes Jahr in dem urgemütlichen Restaurant da in der Innenstadt gegessen haben? Negatives ist einprägsamer als positives. Deshalb sind Menschen grundsätzlich vorschnell bei der Bildung von Vorurteilen. Es ist wirklich ein Hindernis, weil mit den Vorurteilen (auch als „negative Meinungen“ bekannt), die wir entwickeln auch die Angst einhergeht – die Angst vor neuen Verletzungen.

 

Nichts ist so lähmend wie Angst. Die Angst vor Verletzung hindert uns daran zu vergeben. Sie hindert uns daran, von neuem zu beginnen, zu vertrauen, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Ich spreche hier nicht nur über einen „unsichtbaren“, nicht genau fassbaren Effekt – sondern konkret über die Wirkung von Adrenalin im Nervensystem. Während Adrenalin ein fabelhaftes „Kampf oder Flucht“- und „halte durch“ – Hormon ist, ist der gute alte Nervenkitzelsaft nicht besonders förderlich für den Aufbau von Beziehungen und für das Lernen höherer Fertigkeiten.

 

An dieser Stelle könnten wir uns natürlich über all die Vorzüge der Angst unterhalten. Es ist auch unstrittig, richtig und wahr, dass Angst uns am Leben hält, dass sie mit starken Mechanismen einhergeht, welche unsere Sinne schärfen, unsere Gedanken schneller und unsere Körper widerstandsfähiger machen können. Aber der meines Erachtens nach besteht der bei weitem größte Nutzen der Angst darin, dass wir uns der Angst bedienen können, um stärkere und diszipliniertere Menschen zu werden. Genauso ist es: Angst hilft uns, stärkere Menschen zu werden und zwar in dem Moment, in dem wir sie überwinden.

 

Es braucht Disziplin, um unsere Ängste zu überwinden. Es schafft Disziplin und Kraft, wenn wir unsere Ängste überwinden. Mut ist die bewogene Überwindung der Angst. Dummheit ist das Ignorieren der Angst. Jedenfalls dürfen wir nicht vergessen, dass wir am längeren Hebel sind. Die Angst ist ein Teil von uns und sie unterliegt unserem unmittelbaren Einfluss, wir müssen uns nur trauen über sie zu herrschen. Die beste Psychotherapie ist bedeutungslos, wenn wir nicht den Willen mitbringen, die Angst zu besiegen, wenn wir nicht den festen Entschluss gefasst haben, den Phobien (Sozialphobie, Erythrophobie, Agoraphobie, Panikattacken, usw.) zu trotzen.

 

Johann Wolfgang von Goethe litt bekannterweise unter einer ausgeprägten Acrophobie – oder Höhenangst. Der Behandlungsansatz, welchen der berühmte Dichter an sich selbst angewandt hat, ist bis zum heutigen Tag aktuell. Die Phobie an sich ist heutzutage verhältnismäßig gut behandelbar. Der erste Schritt ist die Erstellung eines klaren, übersichtlichen Behandlungsplans. Dieser Plan sollte die Gedanken, Emotionen, Körperempfindungen, die angstauslösende Situation und deren zeitlichen Verlauf genau erfassen. Wünschenswert sind auch Diagramme, welche die Intensität der Angst von Anfang bis Ende präzise darstellen. Es erfolgen dann gezielte Expositionssitzungen, bei denen sich die betroffene Person geplant und gestaffelt dem Angstreiz zunehmend aussetzt. Im weiteren Verlauf können die Ursprünge der phobischen Ängste ergründet und behandelt werden. Es resultiert eine fortschreitende Reduktion der Ängste und der phobischen Symptome.

 

Die besten Bedingungen zur Behandlung einer Höhenangst sind demnach hohe Gebäude. Zur Behandlung einer sozialen Phobie brauchen wir Menschengruppierungen. Zur Behandlung der Agoraphobie brauchen wir offene Plätze, Menschengedränge, Supermarkthallen, usw. Die Kunst der Behandlung der spezifischen Phobie liegt oftmals in der Auswahl der richtigen, individuell angepassten Reize.

 

Dr. med. R. Febres Landauro

Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin
Specialist for psychiatry and psychotherapy
– Geschäftsführer/ Executive Director –

 

Haus St. Lukas, Parakletos GmbH

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